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Corporate Innovation Labs Artikel
Innovation Strategy | Foresight

4 Dinge, die den Erfolg Ihres Corporate Innovation Labs verhindern

Heutzutage hat fast jedes große Unternehmen eine Art Innovation Lab. Besonders in der Anfangszeit tendierten die meisten dieser Labs dazu, einfach eine Gruppe junger, talentierter Digital-Natives einzustellen und ihnen ein großzügiges Budget zur Verfügung zu stellen, um sie frei mit ihren Ideen experimentieren zu lassen. Im Grunde ist dies kein schlechter Ansatz und einige Unternehmen konnten durch diese Vorgehensweise bereits Erfolge erzielen.

Allerdings stellen nach den ersten aufregenden Jahren nun immer mehr Unternehmen fest, dass ihre digitalen Vordenker in den schicken neuen Büros in Berlin (oder jedem anderen Technologiezentrum der Welt) oft weder die erhoffte Wirkung auf die Muttergesellschaft erzielen, noch irgendwelche Unicorns entwickeln.

In Anlehnung an meine persönliche Arbeit mit verschiedensten Innovation Labs und ähnlichen Unternehmensfunktionen möchte ich nachfolgend aus beratender und interner Sicht, das hohe Fehlerpotential aufzeigen, das in dieser Vorgehensweise steckt. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen 4 Fallstricke vorstellen, die den Erfolg Ihres Innovation Labs negativ beeinträchtigen können, sowie Maßnahmen aufzeigen, um diese Fehler zu umgehen.

#1 Die Verbindung zur Muttergesellschaft um jeden Preis ‘kappen’

Ja, es ist wahr: Innovation & Kreativität brauchen Freiheit. Ebenfalls Fakt ist, dass die Kombination aus bestehenden Prozessen und der Bürokratie innerhalb der Muttergesellschaft nicht zwingend förderlich für das Wachstum von Ideen sind. Eine regionale Trennung von der Muttergesellschaft kann sich daher positiv auf das Schaffen des Labs auswirken. Sie ermöglicht Unternehmen aus weniger attraktiven Regionen, die gewünschten digitalen Talente an einem von ihnen bevorzugten Standort einzustellen. Sollte das Management für den Erfolg des Innovation Labs also alle Verbindungen zur Muttergesellschaft kappen?

Fehlender Austausch über Strategie und Projekte des Innovation Labs sind eine Hauptursache für das Scheitern. Letztendlich sollte die Kernorganisation von neu entstandenen Ideen, Prozessen und Aktivitäten profitieren. Wenn aber nicht von Anfang an ein konstruktiver Austausch hergestellt und interne Meinungen mit einbezogen werden, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Kernorganisation die neuen Ideen, Vorgehensweisen und Konzepte, die Ihr Innovation Lab hervorbringt, akzeptiert.

Dies ist auch für die personelle Besetzung des Innovation Labs von Bedeutung. Stellen Sie sich ein Labor vor, das nur aus Neueinstellungen von digital talentierten und hochgradig kreativen Köpfen besteht. In einer solchen Konstellation fehlen das Fachwissen und die jahrelange Erfahrung, welche maßgeblich zum Erfolg der Muttergesellschaft beitragen. Ein solches Team birgt das Risiko in sich, Ergebnisse hervorzubringen, die nicht ohne Weiteres in das Tagesgeschäft der Muttergesellschaft integriert werden können. Die richtige Mischung von Mitarbeitern zu finden ist folglich ein schwieriger Balanceakt. Dennoch ist eine gewisse Vielfalt bei der Auswahl der Angestellten ausschlaggebend, wenn es darum geht, transferierbare und innovative Ideen zu generieren.

Neben der Finanzierung und dem bestehenden Kundenzugang ist das Wissen der Muttergesellschaft nicht nur das größte Kapital für Firmen(neu)gründungen und die Generierung neuer Geschäftsideen, sondern vielmehr ein großer Pluspunkt gegenüber “klassischen” Startups. Lernen Sie, diesen “unfairen” Vorteil für sich zu nutzen! Die Lab-Strategie sollte daher den Wissenstransfer durch ausgiebige Kommunikationsmaßnahmen und Programme zum Mitarbeiteraustausch fördern.

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#2 Den Greenfield Ansatz verwenden!

Lassen Sie das Lab Team einfach tun, was immer ihm in den Sinn kommt. Am Ende des Tages bezahlt Ihr Unternehmen das Lab dafür, dass es kreativ ist und dem Unternehmen sagt, wohin die Reise in der neuen digitalen Welt geht. Wenn Sie Ihre Mitarbeiter auf der ‘grünen Wiese’ einfach laufen lassen, ohne Grenzen und ohne feste Richtungen vorzugeben, werden die kreativsten Ideen entstehen. Ist ein Ansatz auf der grünen Wiese also der Richtige, wenn es darum geht, die freie Ideengenerierung zu fördern?

Auch wenn das Arbeiten ohne den manchmal bremsenden Einfluss des Kernunternehmens Ihrem Lab helfen kann, die Kreativität frei(er) fließen zu lassen und Projekte schnell(er) umzusetzen, sollte das Management dennoch nicht alle Leinen loslassen. In Zeiten des exponentiellen Technologiewandels sowie sich rapide ändernder Trends im Hinblick auf Kundenverhalten und Kaufmotivatoren ist es wichtig, dem Lab einen klaren strategischen Rahmen zu setzen, in dem es agieren soll. Die dazu erforderliche Forschung und Analysen können je nach Ausrichtung entweder im Lab selbst, in der R&D Unit des Unternehmens oder aber innerhalb der Strategieabteilung erfolgen. Wichtig ist nur, dass der strategische Rahmen - ob technologisch oder thematisch - mit dem Management abgestimmt und kommuniziert wird.

Meine persönlichen Erfahrungen haben gezeigt, dass Labs, welche sich in ihren Anwendungsfällen ganz klar auf bestimmte Trends oder bestimmte Technologie im Sinne des Kunden konzentrieren, häufiger Lösungen liefern, die wesentlich praktikabler und damit auch für die Muttergesellschaft viel leichter umzusetzen sind. Für größere Unternehmen mit unterschiedlichen Zielsetzungen, empfiehlt sich daher eine strukturelle Trennung oder auch Fragmentierung innerhalb des Labs, um den gewollten Fokus zu erreichen.

#3 Berufen Sie sich im Innovationsbereich niemals auf klassische KPIs!

Das erklärte Hauptziel des Innovation Labs ist es, erste Schritte in Richtung einer neuen Zukunft zu machen. Vor diesem Hintergrund wäre es absolut nicht zielführend die Leistungen eines Labs ausschließlich anhand herkömmlicher Benchmarks zu messen. Es stellt sich vielmehr die Frage: Versteht das Top-Management überhaupt die Metriken von denen ihr Lab spricht? Und: Sind klassische KPIs nicht nur etwas für bestehende Business Modelle?

Niemand kann behaupten, dass die Messung von KPIs im Innovationsbereich eine leichte Aufgabe ist. Es gibt zahlreiche Statements in der gängigen Fachliteratur, die über “fail fast & inexpensiv” oder auch “Innovation has no ROI” philosophieren. Ich selbst bin ein großer Fan von ‘Lean Startup’ und ‘Rapid Prototyping’. Nach zahlreichen Diskussionen mit dem Management und Kunden über den Erkenntnis- und Erfahrungswert aus Fehlversuchen, bin ich davon überzeugt, dass klassische KPIs in Kombination mit neueren Ansätzen im Innovationsbereich eine Rolle spielen sollten.

Selbst wenn Ihre Innovationseinheit als Kostenstelle wahrgenommen wird und nicht den traditionellen Standardbewertungen des Managements unterliegt, müssen KPIs definiert werden, um den Fortschritt Ihrer Aktivitäten zu verfolgen und messbar zu machen. Dieser Fortschritt kann entweder in Form von materiellen oder immateriellen Werten gemessen werden. Materielle Vermögenswerte können finanzielle Vermögenswerte sein, aber auch die Anzahl der einzelnen Nutzer, die einen bestimmten Dienst verwenden.

Ein immaterieller Weg kann die Rückführung von Erkenntnissen auf den Kern Ihres Unternehmens sein. Dieses Ziel kann auf vielfältige Weise verfolgt werden, wie z. B. anhand einer Exploration von Kundenbedürfnissen oder eines Interviews bis hin zur Messung der Zahlungsbereitschaft auf einer Prototyp-Website.

Als Lab oder Innovationseinheit ist es Ihre Aufgabe herauszufinden, welche Ziele sie verfolgen, wie Sie Ihre Aktivitäten messbar machen und welche Art von Reporting das Management erwartet. Denken Sie dabei immer an zwei Dinge: es ist das Kerngeschäft ihrer Organisation, das die Innovationsansätze Ihres Labs finanziert und es ist das Management, das am Ende darüber entscheidet, ob ihre Aktivitäten sinnvoll zum Erfolg der Organisation beitragen und es wert sind, weiter verfolgt zu werden. Daher ist es unabdingbar dem Management die Informationen zur Verfügung zu stellen, die es zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung benötigt.

#4 Entwickeln sie alles von Grund auf neu!

Das Labor hat einige sehr erfahrene digitale Köpfe eingestellt, warum also sollten Sie sich überhaupt Gedanken über Akquisitionen machen? Am Ende haben Sie diese Leute genau aus dem Grund eingestellt, damit sie selbst etwas aufbauen können. Ist es daher überhaupt noch notwendig den Markt zu scannen, wenn sie doch die Möglichkeit haben selber etwas vollkommen neues zu entwickeln?

Es ist großartig Dinge von Grund auf neu zu entwickeln. Sie erhalten dadurch tiefe Einblicke in die Prozesse, Abläufe und Strukturen und das kann eine großartige Quelle neuer Erkenntnisse für Ihr Unternehmen darstellen. Eigenentwicklungen sind ein guter Weg, wenn das erklärte Ziel Ihres Labs die Technologieführerschaft in einem bestimmten Sektor ist. In den meisten Fällen trifft dies allerdings nicht zu. 90 % der Startups scheitern bei diesem Versuch, weshalb Sie bzw. Ihr Lab vermeiden sollten, diese 90 % anzustreben.

Nur ein Idiot glaubt, aus eigenen Erfahrungen zu lernen. Ich ziehe es vor, aus den Erfahrungen anderer zu lernen, um von vorneherein eigene Fehler zu vermeiden.

Otto von Bismarck

Nutzen sie bei der Gründung von Startup-Unternehmen oder anderen Gründungsaktivitäten die finanziellen Vorteile, die Sie als traditionelles Unternehmen haben und scannen Sie den Markt nach innovativen und passenden Lösungen für Ihre Geschäftsziele. In den meisten Fällen wird das, was Sie anvisieren vielleicht neu für Ihr Unternehmen, nicht aber unbedingt neu für den Mark sein. Lassen Sie die Startups also das tun, was sie am besten können: Erste Erkenntnisse über die Markttauglichkeit von Produkten sammeln und mit verschiedenen Technologien experimentieren - zwei aus der Startup-Szene nicht wegzudenkende Faktoren für eine erfolgreiche Entwicklung. Die Innovationsaktivitäten von klassischen Unternehmen sollten folglich darauf abzielen, die Erkenntnisse aus dem Markt zu adaptieren und mit verschiedenen Ansätzen in eine für sie passende Lösung zu transformieren.

Halten wir also fest...

Labs als externe Instanz zu implementieren, die es klassischen Unternehmen ermöglicht innerhalb neuer Möglichkeiten zu experimentieren, sich an neue Marktsituationen anzupassen und digitale Talente für das Unternehmen anzulocken, ist nach wie vor eine gute und weit verbreitete Möglichkeit sich den Hürden der Digitalisierung zu stellen. Nur durch Wagemut können sich Unternehmen dem exponentiellen Fortschritt von Technologie und Wirtschaft anpassen und damit konkurrenzfähig bleiben. Dennoch müssen diese Unternehmensfunktionen sorgfältig geplant und strategisch auf die Ziele des Unternehmens abgestimmt werden. Andernfalls nutzen Sie Innovation nur als Marketingmaßnahme ohne substanziellen Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Die frühen wilden Jahre im Innovationsbereich sind vorbei. Es gibt inzwischen eine Vielzahl an Strategien, Prozessen und Werkzeugen, die Sie dabei unterstützen Ihre Innovationsbemühungen in die richtige Richtung zu lenken. Erwarten Sie aber nicht, dass Ihre Innovationsaktivitäten ohne einen strategischen Leitfaden zum Erfolg führen. Es ist wichtig, dass Ihr Unternehmen sich den aktuellen Herausforderungen in einer agilen und flexiblen Weise stellt, allerdings sollten Sie dabei nicht vergessen ein strategisches Framework zu erstellen, welches die Konzentration Ihrer Bemühungen in die richtige Richtung lenkt.

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