Unternehmen weltweit schlagen sich seit eh und je mit den gleichen Problemen herum: Lieferanten, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, Verlust von Produktivität durch unnötige Prozessschritte, zu lange Wartezeiten zwischen dem Versand einer Bestellung und der Rechnungsstellung. Process-Mining greift genau hier an. Durch die Rekonstruktion und Analyse von Geschäftsprozessen auf Basis digitaler Spuren bietet Process-Mining vollständige Transparenz darüber, wie Prozesse tatsächlich funktionieren. Europas neuestes Tech-Unicorn, Celonis, hat eine Process-Mining-Lösung auf den Markt gebracht, die es in sich hat.
Wie kam es dazu?
Vom Uni-Projekt zum erfolgreichen Geschäftsmodell: die Geschichte begann an der Technischen Universität München als die drei Mitbegründer von Celonis gemeinsam an einem Studentenprojekt arbeiteten. Die Aufgabe bestand darin, ein lokales Medienunternehmen bei der Entwicklung eines effizienteren IT-Helpdesks zu unterstützen. Dabei reifte die Idee, Data Mining zur Erkennung von Mustern zu verwenden, die für etablierte Unternehmen sonst schwer feststellbar sind. Alexander Rinke, Bastian Nominacher und Martin Klenk trafen sich daraufhin mit ihren ersten Kunden im Studentenwohnheim, um ihre neue Produktidee vorzustellen. Der Erfolg blieb nach der Gründung 2011 nicht lang aus und Celonis entwickelte sich rasant zu einem der wachstumsstärksten deutschen Technologieunternehmen mit Headquarter in München.
Was macht den Unterschied?
Celos will als Softwareanbieter das Feld der Unternehmensberatungen aufmischen, indem der Job eines klassischen Unternehmensberaters durch die Lösung automatisiert wird. Die hochintelligente Big-Data-Technologie analysiert und visualisiert alle Prozesse innerhalb eines Unternehmens und versucht Schwachstellen aufzudecken. Co-CEO Alexander Rinke weist jedoch auch darauf hin, dass die Software den Bedarf an Beratern nicht auf Knopfdruck verschwinden lässt. Obwohl sie zu Beginn von Beratungsunternehmen noch als Konkurrenz wahrgenommen wurden, sehen heute viele das große Potenzial bei der Nutzung der Celonis-Software.
“Jede der vier großen Beratungsfirmen ist Kunde von uns. Sie haben erkannt, dass sie mit Hilfe unserer Lösung zwar weniger Arbeitsstunden für das Assessment, die Interviews und die manuellen Lösungsansätze verkaufen, aber gleichzeitig einen größeren Wert beim Kunden schaffen.”
Celonis lässt sich mit einem Besuch im MRT Scanner vergleichen: die kompletten Unternehmensprozesse werden durchleuchtet, um die Effizienz, versteckte Schwachstellen, die Ursachen von Verzögerungen und zusätzliche Kosten aufgrund von Produktivitätsverlusten im Detail zu verstehen. Innerhalb kürzester Zeit vertrauten ihnen große Firmen wie Bayer, GE, Siemens, ABB, RWE, EDEKA, ING-DiBa, Schaeffler, Vodafone und zahlreiche weitere. Siemens nutzt Celonis Produkt unter anderem, um seine Beschaffungs-, Fertigungs- und Order-to-Cash-Prozesse zu optimieren – und das mit Erfolg. Betriebskosten konnten seitdem um 30% gesenkt und Markteinführungen um 20% beschleunigt werden.
Nach vier Jahren (2015) war Celonis bereits um 4.000% gewachsen und wurde daraufhin als das am schnellsten wachsende Technologieunternehmen in Deutschland betitelt. Im Jahr 2016 erhielt Celonis die deutsche Auszeichnung “EY Entrepreneur of the Year” – so etwas wie der Oscar für unternehmerische Leistungen.
Und wie verdienen sie ihr Geld?
Celonis entwickelt sich rasant in der Automated Business Process Discovery (ABPD) Industrie, die laut Gartner auf einen 15 Milliarden Dollar Markt geschätzt wird. Unternehmen kostet es rund eine Million Dollar, einen klassischen Berater einzustellen, der Prozesse abbildet und dann sechs Monate wartet, um aussagekräftige Ergebnisse liefern zu können. Celonis schafft das gleiche in kürzerer Zeit für weniger Geld. Ergebnisse können innerhalb von Minuten generiert werden zu einem Preis von $100.000 bis $500.000. Laut Celonis schafften es bereits mehrere Fortune 500 Unternehmen mit ihrer Lösung Hunderte Millionen Dollar einzusparen
Bereits im zweiten Gründungsjahr verzeichnete das Startup Gewinn und erwirtschaftete in weniger als drei Jahren einen Umsatz von 10 Millionen Dollar komplett über Bootstrapping. 2016 kam dann die erste große Finanzierung in Höhe von 27,5 Millionen Dollar von den bekannten Facebook-Investoren Accel und 83North, die das Unternehmenswachstum auf dem US-Markt zum boomen brachte und weitere Großkunden wie Merck, Lockheed Martin, ExxonMobil und Uber an Land zog. Im Juni 2018 kam dann der finale Durchbruch in Höhe von 50 Millionen Dollar, der Celonis zum jüngsten Unicorn Europas mit einem Wert von einer Milliarde Dollar machte.